Am Graduation Day
bekam ich die Nachricht von der Direktorin, dass am nächsten Tag eine
Beerdigung für die ganze Schule anstünde. Zuerst dachte ich, dass nur ein Elternteil
einer Schülerin gestorben war, aber bei genauerem nachfragen kam raus dass ein
Vorschulkind uns verlassen hatte.
In diesem Moment wusste ich nicht recht wie ich das
einzuordnen hatte, denn für die Lehrer und Schüler war es keine großartige
Sache. Da aber eh sehr viel anderes anstand schob ich diese Frage erstmal auf.
Am gleichen Tag wurde auch noch Geld eingesammelt, welches der Familie als
Zeichen des Mitgefühls übergeben wird. Umgerechnet gab jeder ca. 0,50 - 1,00
Euro.
Am nächsten Tag ging es erst mal normal zur Schule zum
aufräumen etc. Dann gegen 11.00 Uhr gingen wir geschlossen als Schule los. Auf
dem Weg hatte ich Gelegenheit mich mit Mr. Felix erstmal drüber auszutauschen
wie die Beerdigung ablaufen wird und auch wie "normal" der Tod eines
Kindes ist. Es soll nicht sonderlich oft
vorkommen aber schon mal ab und zu, meinte er. Für ihn persönlich sei eine Kinderbeerdigung auch schmerzhafter als
Beerdigungen von Erwachsenen, das sei eher Normalität.
Er war auch sehr überrascht über die Tatsache, dass ich
bisher nur wenigen Beerdigungen in
Deutschland beigewohnt habe - und diese vorallem nur von Familienmitgliedern
waren.
Als wir kurz vor dem Compound der Familie ankamen meinte Mr
Felix noch dass ich alle Fragen am besten dannach stellen sollte und dann sagte
niemand mehr etwas und die Schüler fingen an zu singen. Geschlossen betraten wir den Compound der
Familie.
Mein erster Blick:
- Rechts stand ein weißes Zelt für den Gottesdienst.
-Links schaufelten Männer eine Grube....oder besser ein
Grab.
Zuersteinmal wurden wir Lehrer von der Familie begrüßt.
Niemand sagte etwas, man gab sich nur die Hand. Von einer Schwester ( Nonne )
wurden wir in ein Haus der Familie gebeten.
Im Inneren sah man ein weißes Tuch unter welchem man den
Körper eines Menschen erahnen konnte. Davor saß eine zweite Schwester welche
Stück für Stück die Laken zur Seite nahm bis schließlich nur noch der Körper
des Mädchen da lag. Sie hatte ein Kleid
an und es sah aus als würde sie schlafen.
Eine der Vorschullehrerin fing an zu beten und alle
beendeten mit einem gemeinsamen Amen das Gebet. Im Nebenzimmer hörte man eine
Frau weinen und schreien - die Mutter des Mädchens. Noch eine Weile standen wir
im Zimmer und betrachteten das Mädchen, doch ich konnte ehrlich gesagt nach
einer Weile nicht mehr hinsehen und musste rausgehen.
Während wir auf Stühlen Platz nahmen wurde das Mädchen
nochmal gewaschen und in den Sarg gelegt, was vom Weinen und schreien der
Mutter begleitet wurde. Die Männer bauten derweil ein Platz vor der Tür um den
Sarg dort zu platzieren. Der Deckel
wurde geöffnet und die Schüler hatten Gelegenheit sich zu verabschieden. Sie
gingen in einer Reihe vorbei und schauten neugierig, manche auch etwas
uninteressiert.
Ich wurde gefragt ob ich nicht Fotos von dem Mädchen im Sarg
machen wolle, doch ich lehnte ab.
Dann ging der Gottesdienst los. Die Schwestern sangen und
beteten. Dannach erzählte die Vorschullehrerin etwas von der Schülerin und die
Direktorin Mdm Pamela übergab die Spenden. Da wie noch die Schule "
schließen" mussten war das auch der Zeitpunkt an dem wir gingen.
Auf dem weg zurück hätte ich ja eigentlich Fragen stellen
können - aber wenn ich ehrlich bin fiel mir nicht wirklich etwas ein. Ich war
eher damit beschäftigt zu realisieren was da gerade passiert war.
Nach dem wir die Schule geschlossen hatten mussten wir
nochmal zurück....allerdings ging es an einen anderen Compound um etwas zu
essen. Da wir zuvor schnell gehen mussten und dafür keine Zeit mehr hatten
bestand die Familie darauf, dass wir Lehrer im Nachhinein kommen sollten. Es
gab viel gute Auswahl und jeder langte zu. Man hat nicht gemerkt dass dieses
Essen aus dem Anlass einer Beerdigung stattfand. Der Gastgeber war sehr
freundlich, genau wie seine drei Ehefrauen die wirklich sehr gut gekocht
hatten. Nach dem Essen war ich froh dass es zurück auf meinen Compound ging.
Das war jetzt so ungefähr das was passiert ist. Es soll
vorallem eine Beschreibung sein, keine Eindrücke. Denn wenn ich ehrlich bin
habe ich bis jetzt nicht ganz verarbeitet was passiert ist. Ich konnte mich
erst am Abend - durch ein Gespräch mit Sofia-
damit anfangen auseinanderzusetzten.
Es war ein Gefühl dass ich nicht wirklich einordnen konnte.
Die Schülerin selbst kannte ich, da ich desöfteren mit den Kleinen gesungen und
gespielt hatte. Auch die Todesursache ist nicht sicher, da es ihr immer gut
ging und sie sehr plötzlich Fieber und Kopfschmerzen hatte. Nachdem diese
schlimmer geworden waren wurde sie ins Krankenhaus gebracht, wo sie jedoch
innerhalb weniger Stunden verstarb. Da ich sie nicht als Mensch wirklich kannte
ist es schwer da jetzt näheres über sie zu sagen außer dass sie - wie viele der
anderen Mädchen - es geliebt hat zu tanzen.
Zusammengefasst gehört diese Beerdigung zu den
schrecklichsten Dingen die ich persönlich miterlebt habe und auch der Umgang
der anderen damit war für mich nicht einfach. Natürlich ist es für die Leute
vor Ort eher etwas alltägliches auf eine Beerdigung zu gehen, aber für mich
gibt es einen großen Unterschied wenn diese von einem 5 Jährigen Kind ist.
Als Abschluss möchte ich euch gerne ein Bild zeigen, wie
zwei Brüder des Mädchens und ein Nachbar das Grab für sie ausschaufeln. Für
mich sagt dieses Bild sehr viel aus und hat mir auch während der Beerdigung
etwas klar gemacht wie sehr Beerdigungen zum Alltag gehören. Trotzdem war der
Anblick sehr schwer und auch irgendwie absurd. Aber schaut es euch in Ruhe an
und wenn ihr fragen habt dann schreibt sie mir gerne aber habt Verständnis wenn
ich bestimmte Sachen nicht beantworten kann oder möchte, da es für mich
persönlich noch immer ein schwieriges Thema ist.
Mirjam
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