Sonntag, 12. Februar 2017

Rückkehr


So...nun melde ich mich mal wieder nach einer Pause. Leider wird dieser Post nicht der Schönste, aber manchmal gibt es eben auch Steine auf dem Weg.

Da ich die letzten Wochen eine sehr anstrengende und schwierige Zeit hatte , konnte und wollte ich nichts im Blog posten da ich auch nicht mit dem Kopf dabei gewesen wäre.

Wie ich ja schon Neujahr erzählt hatte, gab es seit einiger Zeit Probleme zwischen mir und meiner Gastfamilie. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, da viele Dinge meine persönlichen Probleme sind und einige ein falsches Bild über meine Familie schaffen könnten. Eines der Hauptprobleme jedoch ist, dass mein Gastvater auch unser Projektpartner ist - also derjenige mit dem wir über Probleme reden können wenn wir Schwierigkeiten in der Familie haben. Da er jedoch in erster Linie der Vater meiner Familie ist, gestaltete sich das als schwierig.  Zusätzlich sind meine Mitfreiwillige und ich auch sehr unterschiedlich, weshalb wir auch nicht viel über Probleme reden. Letztenendes fand ich in meiner Direktorin von der Wambi eine gute Zuhörerin und eine sehr gute Freundin - oder besser " Mama" wie ich sie inzwischen nenne.

Da viele der Probleme allerdings schon lange da sind - obwohl ich versucht habe sie zu lösen oder nicht auf sie zu achten- haben sie dazu geführt dass ich mich in meinem Zuhause immer unwohler gefühlt habe. Es ging soweit dass ich sehr oft bei Freunden, Kollegen oder meiner Direktorin übernachtet habe um etwas raus zu kommen. Oft blieb ich bis zum Schluss in der Schule nur um nicht zu früh nach Hause zu müssen - denn in der Schule fühl ich mich im Gegensatz dazu mehr als wohl. Sie ist mehr und mehr zu einem zuhause für mich geworden. Ich verstehe mich sehr gut mit meinen Kollegen - die inzwischen mehr Freunde als nur Kollegen sind. Auch die Schüler habe ich allesamt in mein Herz geschlossen und es macht mir rieesen Spaß sie zu unterrichten und Zeit mit ihnen zu verbringen.  Aber leider ist mein Leben hier nicht nur die Schule sondern auch das Leben in der Gastfamilie - und das hat leider immer schlechter für mich funktioniert.

Nachdem ich sehr lange versucht habe damit klar zu kommen und etwas zu verbessern - es sich aber nichts getan hat- hat es mich immer mehr mental und körperlich beeinflusst. Und da musste ich an einem bestimmten Punkt STOPP sagen.  Denn jeder Mensch hat seine eigenen Grenzen und man muss nichts durchmachen was einen nur immer mehr auslaugt - besonders nicht bei einem Freiwilligendienst. Diese Zeit und dieses Gefühl ist auch nicht nur eine Phase sondern dauerte schon sehr lange an.

Also kontaktierte ich meine Organisation um meine Möglichkeiten auszuloten. Mein eigentlicher Wunsch war nur ein Gastfamilienwechsel da ich mein Projekt nicht verlassen möchte -jetzt wo ich dort so gut angekommen bin und mich eingelebt habe.

Aus kulturellen Gründen war dies jedoch nicht möglich. Also stand mir jetzt ein Projektwechsel oder eine vorzeitige Rückkehr zur Auswahl.  Allerdings war ich von Anfang an von einem Projektwechsel nicht sonderlich begeistert. Das liegt nicht daran, dass es keine anderen schönen Projekte gibt  - nein es gibt sehr viele Projekte mit netten Leuten , wo man sicher eine gute Zeit hat. Allerdings ist schon ein halbes Jahr vergangen und man braucht immer etwas Zeit um wirklich in einem Projekt anzukommen. Wenn ich das dann wirklich geschafft hätte in einem anderen Projekt sitze ich schon wieder halb im Flieger nach Hause- man hat also nur beschränkt Möglichkeiten etwas durchzuziehen oder auch seine Ideen gut umzusetzen.

Trotz alledem habe ich mir natürlich ein anderes Projekt angeschaut. Ganz in der Nähe gibt es eine Schule für Waisen, die auch eine Krankenstation, Schneiderei und Bäckerei hat. Ein sehr schöner Ort mit vielen netten Leuten. Das Projekt wird zudem von einer Organisation aus Deutschland unterstützt und ist deshalb wirklich mehr als gut ausgestattet, sodass es den Kindern dort sehr gut geht. Trotzdem habe ich nicht gewechselt.  Denn meine Möglichkeiten zum unterrichten wären sehr sehr eingeschränkt gewesen und aus meiner Sicht ist das ein schönes Projekt für ein paar Monate, aber nicht für ein halbes Jahr - besonders jetzt wo ich schon mein eigentliches Projekt kennen und lieben gelernt habe.

Was jetzt hart klingt soll allerdings auch eine positive Seite haben.  Aufgrund der Umstände habe ich mich jetzt entschieden meine Zeit in Kenia früher zu beenden. Damit meine ich nur meine Zeit hier - NICHT meinen Freiwilligendienst.  Ich weiß jetzt wundern sich viele - wie kann ich gehen wenn ich doch sage ich liebe mein Projekt. Das ist wohl der Grund warum ich lieber bleiben möchte aber auch warum ich gehen möchte. Denn mein Projekt kann ich so oder so nicht behalten. Aber ich kann Zeit investieren, die meinem Projekt nützen kann.  Das meinte ich damit, dass ich meinen Freiwilligendienst nicht beenden möchte. Ich führe ihn nur woanders weiter. Denn der Freiwilligendienst als solches besteht nicht nur darin eine Zeit lang in einem Land und einer anderen Kultur zu leben, sondern auch dieses Erlebnis und seine Erfahrungen die man dadurch machen konnte auch in seinem Heimatland wiederum mit anderen Menschen zu teilen.  Wie mein Blog - dadurch erfahrt ihr etwas aus der Kultur der Luos und meinen Erlebnissen in Kenia. Jedoch sollte das nach der Rückkehr noch intensiver erfolgen. Durch Vorträge, Gespräche und auch der Integration der Erfahrungen aus dem Einsatzland in sein Leben ( und das Leben anderer) erfolgt der Kulturaustausch.

Und ich muss sagen- dieser Kulturaustausch ist mir mit der Zeit immer wichtiger geworden. Da seid ihr zu großen Teilen diejenigen die das bewirkt haben. Denn ihr habt angefangen meinen Blog zu lesen, euch dafür zu interessieren, Fragen zu stellen, mich zu motivieren und auch über viele Dinge nachzudenken. Diesen Austausch möchte ich nach meiner Rückkehr noch intensivieren und meine Zeit dazu verwenden euch noch mehr über meine Zeit hier erzählen. Ich möchte nicht nur meinen Blog weiterführen ( es gibt noch soooo viel zu erzählen), sondern auch durch Vorträge und Aktionen mehr von meinen Erfahrungen teilen. Das soll einerseits euch einen Einblick in eine andere Kultur geben was - meiner Meinung nach - in einer Zeit von Flüchtlingen, Trump und der Globalisierung mehr als wichtig ist, andererseits erhoffe ich mir so etwas für meine Schule zusammenzubekommen ( nicht nur Geld) um dort zumindest die nötigsten Dinge zu verbessern. Denn hier hätte ich das alleine nie geschafft- für manche Sachen braucht man eben etwas Unterstützung, da kann man tun und machen was man will. Aber da werdet ihr sicher nochmal von mir hören.

Allgemein gesagt: Ich habe mich nicht gegen ein Projekt und eine längere Zeit in Kenia entschieden , sondern für ein Projekt und seine Leute, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind.

Zudem habe ich die Einstellung Dinge entweder mit ganzer Kraft zu machen oder gar nicht - wenn es solche Arbeiten betrifft. Hätte ich mein Projekt gewechselt wäre ich zur einen Hälfte in meinem neuen Projekt gesteckt und hätte mit der anderen immer an mein altes Projekt gedacht und mich auch immer noch darum gekümmert. So stecke ich lieber meine komplette Kraft in ein Projekt und unterstütze es in einer anderen Art und Weise.

Wieso ich das nicht auch nach dem Jahr machen kann?

Natürlich kann ich das auch danach machen - allerdings möchte ich ein Studium beginnen. Das bedeutet ich muss mich auch darauf konzentrieren und kann die Art des Austausches, die ich gerne möchte nicht umsetzten. Was jedoch sicher ist: Ich werde mein Leben lang mit den Leuten hier und meiner Zeit hier verbunden sein und versuchen die Schule etwas zu unterstützen.  Sollte ich eines Tages das Geld und die Zeit aufbringen können zurückzukehren bin ich schneller im Flugzeug als ihr denkt.

Da das ganze jetzt sehr lang geworden ist komme ich langsam mal zum Schluss:

Ich weiß, dass manche von euch Gedanken haben werden, die an meiner Entscheidung zweifeln, an mir zweifeln und das ganze als Fehler ansehen. Euch kann ich nur klar sagen: Jeder erlebt Dimge anders und jeder muss etwas selbst erlebt haben um etwas gut zu beurteilen und auch seine Entscheidung zu treffen, was richtig und was falsch ist.

Am Schluss möchte ich meiner Familie und meinen Freunden für die mentale Unterstützung während meiner Zeit hier danken, meinen Sponsoren, die mich finanziell unterstützt haben, meiner Organisation Kolping für die tolle Möglichkeit und Zusammenarbeit und natürlich euch.  Ich hoffe ihr bleibt mir erhalten, denn wie schon gesagt....ich höre mit nichts auf -  es wird nur der Ort gewechselt.

Falls ihr Interesse an einem persönlichen Gespräch, Treffen etc. habt könnt ihr mich gerne kontaktieren. Auch wenn jemand Fragen zu meiner Entscheidung hat , kann er gerne auf mich zu kommen.

Jetzt bleibt mir hier noch genau eine Wochen, in der ich mich verabschieden muss. Und ja, ich werde sicher einige Tränen vergießen, denn es wird nie leicht sein, solche wunderbaren Menschen wie ich hier getroffen habe für eine lange Zeit zu verlassen.  Ob meine Kollegen mit denen ich immer meine Freistunden rumgebracht habe, meine "Mama" Pamela ( Direktorin), die immer ein offenes Ohr für mich hatte und natürlich meine neu gewonnenen Freundschaften - die mir hier ein Gefühl wie Zuhause gegeben haben. Achja... und nicht zu vergessen Sara ,Plautze ,Sofia ,Simon ,Marvin ,Raika , Anja, jana 
und alle anderen Freiwilligen mit denen ich so viele Dinge zusammen erleben konnte.  Hab euch lieb <3

Mit weinenden und lachendem Auge werde ich trotzalledem ab 20.Februar 2017 wieder auf deutschem Boden anzutreffen sein.

Eure Mirjam Akinyi ( was es sich eigentlich mit diesem akinyi auf sich hat werdet ihr zum beispiel noch erfahren...und noch viiiel mehr ) #dranbleiben

P.S.: Freue mich über jeden der mir treu bleibt! :)