Mittwoch, 19. Juli 2017

Die Rolle der Frau - Beziehung Mann / Frau

Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist etwas sehr schwieriges für mich. Wie immer gilt zuersteinmal das, was ich hier schreibe nicht für alle Ehen sondern nur für die, die ich dort erlebt habe. Insgesamt kann man jedoch sagen dass die Stellung der Frau in Kenia nicht der Frau in Deutschland entspricht. Männer dominieren sowohl in der Politik, der Wirtschaft als auch in der Familie. In meiner Gastfamilie beispielsweise war das, was mein Gastvater gesagt hat beschlossene Sache. Er hat das Geld verdient und über das Geld bestimmt. Er hatte das letzte Wort in Sachen Bildung für die Kinder und auch darüber wie die Zukunft von ihnen aussehen wird. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam stand schon Tee und Essen für Ihn bereit und wir Kinder oder seine Ehefrau hat Ihm seinen Tee gebracht. Oft war Besuch von Ihm mit da welcher auch versorgt werden musste. Wieso er nicht einfach in die Küche geht und sich selbst etwas holt?
Da würde er große Probleme mit meiner Gastmutter bekommen. Denn die Küche und der Haushalt ist das Revier der Frau und wehe der Mann mischt sich ein. Wenn er z.B. meiner Gastmutter sagen würde wie sie zu kochen hat oder allein die Küche zu oft betritt kann meine Gastmutter Ihn verlassen. Denn auch wennn es für uns in Deutschland absurd erscheint und sich wohl viele Frauen freuen würden wenn der Mann etwas mehr im Haushalt machen würde ist das in einer Luo Familie etwas anders. Aber wie überall gibt es auch Ausnahmen. Die Ehe meiner Direktorin zum Beispiel war der Ehe in unseren Vorstellungen schon viel ähnlicher. Ihr Ehemann war der erste Mann den ich in Kenia gesehen habe der seine Hemden eigens gebügelt hat. :D

Leider hat diese Art der Ehe aber besonders für die Frau viele Nachteile. Sie kann nicht einfach Ihren Mann verlassen und ist auf Ihn angewiesen. Der Mann kann sogar der Frau die Kinder wegnehmen sollte sie ihn betrügen oder einfach so verlassen. Viele Frauen haben auch sehr sehr jung geheiratet ( wurden verheiratet ) und dadurch nichtmal eine weiterführende Schule besucht. Auch wenn sich das heutzutage zum Glück etwas wandelt und auch auf die Bildung von Mädchen wertgelegt wird kommt es auch heute noch vor, dass junge Mädchen nach der 8. Klasse heiraten müssen. So kommen sie nämlich von Ihrer Familie weg, ihr Vater muss eine Person weniger versorgen und der neue Mann an Ihrer seite ist für sie verantwortlich.

Oft bleibt den Mädchen auch kein anderer Ausweg wenn sie zum Beispiel schwanger werden und noch unverheiratet sind. Da sie mit einem unehelichen Kind es sehr schwer haben wird einen Mann zu finden werden sie oft an den " nächst besten" verheiratet. Auch wenn solche Situationen meist nur auf dem Land zu finden sind ist dies etwas, das meiner Meinung nach keine Frau erleben sollte. Auch die Aussage, dass wenn Frauen vergewaltigt werden und schwanger werdem - es ihre Schuld sei, hat mich sehr wütend gemacht.

Für mich war das auch in meiner Gastfamilie oft schwer zu ertragen wie mein Gastvater meine Gastmutter selbstvertsändlich rumkommandiert hat oder sogar die jüngeren Männer oder meine Brüder meiner Gastschwester wie selbstverständlich dabei zugeschaut haben wie sie das Geschirr abräumt und für sie abspült. Auch wenn der Mann natürlich andere Aufgaben hat ist die Art wie sie sich über die Frau stellen etwas, das meiner Meinung nach nicht in Ordnung ist.

Allein die Tatsache, dass die Männer mehrere Frauen haben dürfen und Frauen das einfach aktzeptieren müssen wenn ihr Mann eine andere noch dazu heiratet beschreibt für mich keine gute Ehe. Allerdings hat mich die Tatsache, dass viele der Frauen diese Art der Behandlung ok oder sogar gut finden noch mehr erschrocken. Sie lassen sich benutzen und werden oft nicht wertgeschätzt....aber sie die Chance aus einer solchen Ehe rauszukommen und als Frau alleine zu leben ist sehr gering.

An meiner Gastmutter konnte ich sehen wie sie manchmal unter der ganzen Arbeit und der Art wie ihr Mann sie manchmal behandelt hat gelitten hat. Auch wenn ich in diesem Blogeintrag sehr hart mit den Männern und der Kultur der Luos umgehe ist es etwas, dass mich bis heute beschäftigt.

Aber auch ich musste lernen damit umzugehen und auch einiges über mich ergehen zu lassen. In der Schule waren die männlichen Lehrer nicht in der Lage sich ihr essen selbst zu nehmen wenn eine Frau anwesend war. Sie wären lieber mittags verhungert als freiwillig das Essen zu verteilen. Auch wenn ich manche Sachen nicht gemacht habe musste ich mich doch ein Stück weit anpassen. Tee einschenken, meinem Gastvater sein Essen bringen und und und. Allerdings hatte ich den Vorteil, dass ich in der Schule eine Lehrkraft war und weiße Hautafarbe hatte. Dadurch war es mir möglich, "Nein" zu sagen und sogar die Rolle der Frau in Kenia in Frage zu stellen. Diese Diskussion haben mir geholfen zu verstehen wieso es so ist wie es ist und den Lehrern hat es aufgezeigt, dass in Deutschland vorwiegend andere Strukuren herschen. ( Etwas, weshalb manche meinten, sie würden es sich überlegen nach Deutschland zu gehen) Desweiteren haben sie mich etwas ernster genommen und nicht ständig ( allerdings immernoch oft genug) versucht mich als Frau anzuwerben oder mich zu überreden mir einen Kenianer als Mann zu angeln.

Leider habe ich aber auch durch die Schule oft mitbekommen, wie schon die Mädchen und jungen Frauen unter diesen Verhältnissen gelitten haben. Ein besonders heikles Thema war die Periode. Alle Frauen, die das hier jetzt lesen: Stellt euch vor ihr habt eure Tage und besitzt keine Tampons, Binden oder Klopapier und seid nur im Besitz von einer Unterhose. Zudem sitzt man den ganzen Tag in der Schule und kann sich nicht mal schnell waschen. Wie auch oft noch in Deutschland ist die monatliche Periode ein Thema über das man nicht sehr häufig offen redet. Ich mein , das Männer da nicht drüber reden ok, aber selbst manche Frauen zieren sich da noch häufig. Genau das  sollten sie aber nicht. Denn mit wem soll ein 14-Jähriges Mädchen darüber reden wenn nicht mit seiner Mutter. Doch manchmal können selbst diese in Kenia nicht weiterhelfen und mal ganz ehrlich - ich würde in Kenia auch nicht zu meinem Gastvater gehen und ihm von meinen monatlichen Problemen erzählen.
In meiner Zeit an der Schule waren Mädchen der oberen Jahrgänge deshalb oft nicht in der Schule oder haben sich Jacken um den unteren Teil der Schuluniform gebunden. Normal benutzt man in Kenia oft einfach Tücher oder eine Art Schwämme weil Binden und vorallem Tampons sehr teuer sind. Wir Freiwilligen haben unseren Tamponvorrat aus Deutschland mitgenommen weil wir wussten wie schwer preiswerte Tampons in Kenia zu bekommen waren. Dabei sind Tampons ein echter Luxus im Vergleich dazu was Frauen in Kenia benuten um ihre Periode zu überstehen. Doch das Hauptproblem bleibt die Tatsache das es ein Thema ist, über das man(n) nicht redet und so macht man das Thema zu einem Problem für die Frau.

( Ich weiß, dass dieser Eintrag einige Äußerungen über das männliche Geschlecht enthält , die nicht gerade postiv sind. Ich möchte nur klarstellen, dass ich damit niemanden beleidigen oder den Männern bestimmte Absichten unterstellen möchte sondern nur etwas schärfer aufzeigen möchte wie dominant Männer in Kenia meist sind und wie es sich auch aus der Sicht einer Frau anfühlt wenn man wegen seines Geschlechts anders behandelt wird.)

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte:

Meine Mitfreiwillige hat einer Kollegin mal Tampons von sich zum ausprobieren gegeben und sie war begeistert, weil das eine so angenehme einfachere Methode ist. Ich hoffe Sie bekommt noch mehr, denn so wäre einer Frau schoneinmal geholfen.

Auch wenn das jetzt ein langer Eintrag war mit vielen Abzweigungen - die Rolle der Frau ist damit längst noch nicht gänzlich beschrieben und ich hoffe dass in den nächsten Jahren auch in Kenia sich mehr Frauen stark machen .

Bis dahin - freu mich über eure Meinungen - Mirjam

Sonntag, 2. April 2017

Soo meine Lieben, ich bin gerade dabei Unterrichte vorzubereiten, da ich in den nächsten 2 Tagen 3 Stunden an der Schule unterrichte , an der meine Cousine Madlen als Referendarin arbeitet.
Mit meinen YouTube Videos bin ich auch schon ein ganzes Stück weiter und ich hoffe das es in Kürze alles mal zum anschauen gibt.

Während der Vorbereitung ist mir das erste Mal aufgefallen, dass Dinge, die aus Kenia für mich ganz normal sind und alltäglich erscheinen, für die Schüler hier ja doch interessant sein könnten. Klingt absurd - aber das war mir davor nicht so ganz klar. Also erzähle ich wohl etwas über meinen Alltag und versuche durch viele Bilder und Videos so auch den Schülern einen Einblick in meine Zeit in Kenia liefern zu können.
Jetzt aber zu meinem Eintrag, in dem ich euch etwas über die Beziehungen und auch Verhältnisse in (m)einer kenianischen Luo- Familie berichten möchte.

Fangen wir mal an mit der Eltern- Kind Beziehung.
In den meisten Familien sind die Mütter für die Kindererziehung zuständig. Das bedeutet, dass Kinder besonders am Anfang eine enge Bindung an die Mutter haben und da der Vater oft auch viel arbeitet, ihn nicht so viel zu Gesicht bekommen. Insgesamt ist der Vater ja derjenige, der die Familie versorgen muss während die Frau sich vor allem um den Haushalt kümmert. Frauen die arbeiten haben dafür eine Haushaltshilfe. Mir ist auch aufgefallen, dass sich zwar Väter um die Bildung ihrer Kinder im finanziellen Sinne kümmern, allerdings oft eine nicht so enge Bindung zu ihren Kindern besitzen.
Das liegt auch an der Tatsache, dass manche Väter sehr viele Kinder haben -von unterschiedlichen Ehefrauen. Ja, ihr habt schon richtig gehört. Im Volk der Luo ist es nicht unüblich 2-3 Frauen zu besitzen - insgesamt sind 10 Frauen gestattet, sobald man alle gleichwertig versorgen kann. Manchmal leben die Frauen auf dem gleichen Compound mit jeweils eigenen Hütten, manchmal aber auch an verschiedenen Orten. Da der Man aber das Geld für die Familie aufbringen muss hat er logischerweise nicht so viel Zeit, die er mit seiner Familie verbringen kann.

Jetzt muss man aber auch zwischen Mädchen und Jungen unterscheiden. Während die Mädchen im Alter vorallem lernen zu kochen und einen Haushalt zu führen, müssen Jungs zwar auch kochen lernen, aber sind dann vorallem mit den Tieren oder härteren Arbeiten wie Holz hacken beschäftigt. Das ist bei uns ja auch noch oft so, dass vorallem Männer die körperlich schweren Arbeiten erledigen, was auch etwas mit dem männlichen Körperbau um Allgemeinen zusammenhängt. ( Was nicht bedeutet, dass Frauen so etwas nicht hinbekommen!!!!!#frauenpower ).

Während viele Frauen so lange in der Familie bleiben, bis sie verheiratet sind, können Männer entweder schon früher ausziehen wenn es der Beruf erfordert oder sie bekommen ihr eigenes kleines Haus auf dem Compound der Familie. So ist es zumindest in den traditionellen Luo Familien der Fall. Sollte die Frau allerdings die Chance auf ein Studium/ andere Ausbildungen haben kann auch sie zuhause ausziehen - allerdings nicht ohne die Erlaubnis des Vaters. Ohne die, geht nämlich im Allgemeinen nicht viel. Während die Mutter entscheidet was die Kinder anziehen und wie sie ihre Haare tragen , entscheidet der Vater - den ganzen Rest ( Geld, Schule, etc).

Wie ich ja schon in der Lehrer- Schüler - Beziehung geschrieben habe, ist auch zuhause die übliche Bestrafungsform Züchtigung oder auch Essensverweigerung - von Seiten der Eltern versteht sich.
Während ich Hausarrest bekommen habe wenn ich mal nicht zugehört habe oder mit dem Schädel durch die Wand musste, bekommen in manchen Familien in Kenia die Kinder nichts mehr zu essen oder werden gezüchtigt.

Was jedoch trotz dieser Bestrafungsmethoden in Kenia an Familie so schön ist, ist die Tatsache, dass die Familie über alles geht. Sie ist mit das Wichtigste und wenn man einen Kenianer fragt, wo sein Zuhause ist, wird man meist erst seinen Geburtsort erfahren und danach seinen aktuellen Wohnort.
Egal wie alt man ist, wenn deine Eltern dir etwas sagen musst du gehorchen und auch wenn alt sind/ finanzielle Unterstützung brauchen ist es als Kenianer deine "Pflicht" ihnen zu helfen. Oft arbeiten nämlich die Eltern ein Leben lang nur um ihren Kindern Schule und evtl. Studium zu finanzieren und sind dann auf die Hilfe angewiesen.

Auch wenn man sich seine Familie nicht aussuchen kann, man kann sie nicht verleugnen und manchmal vergessen wir viel zu oft wie wertvoll unsere Familie doch für uns sein kann.
Hab euch lieb, Mama, Papa, Lukas und Oma.

Einen schönen Sonntagabend euch und einen guten Start in die Woche,
eure Mirjam




Dienstag, 21. März 2017

Tag gegen Rassismus - Zurück zur Ordnung

5 Wochen seit meinem letzten Post, 4 Wochen wieder in Deutschland und heute, am Tag gegen den Rassismus habe ich mich endlich dazu überwindet wieder etwas zu posten. Wieso ich das Wort Überwindung verwende....weil ich die letzte Zeit zwar Einträge geschrieben -aber nicht veröffentlicht habe. Auch wenn das jetzt etwas übertrieben klingt aber durch diesen Post komme ich ein großes Stück weiter wieder an - hier in Deutschland.

In den ersten beiden Woche wollte ich am liebsten nur im Bett bleiben und meine Ruhe haben. Dadurch konnte ich das Ankommen noch etwas rausschieben.....
Naja....aber da ich ja wohl wieder auf deutschem Boden bin kann sowas ja nicht ewig gehen. Also bin ich mit zum einkaufen, habe mich mit meinen Mädls getroffen und habe versucht mein Leben hier wieder aufzunehmen.
Auch wenn ich mich im ersten Moment gefreut habe meine Familie und Freunde wiederzusehen war ich doch ziemlich überfordert. Trinkwasser aus dem Hahn, in der warmen (!) Dusche und sogar die Toilette spült mit Trinkwasser. Klamotten riechen wieder richtig frisch gewaschen ohne dass einem die Arme schmerzen und ich frage mich ernsthaft wie viele Klamotten ich besitze. Der Kühlschrank ist voll und es gibt jedes Mal so eine große Auswahl an gutem Essen sodass ich immer erstmal 10min alles anstarre und mir überlegen muss was ich denn essen soll.

Die gute alte Bob kostet mehr als das fünfache für kurze Strecken und der geregelte ruhige Straßenverkehr lässt mich das Chaos und den Lärm von Kisumus Kreuzungen doch glatt vermissen. Aber vorallem vermisse ich die Schule, meine Kollegen, meine "Mama Pamela", meine Gastgeschwister und die anderen Freiwilligen.
Ich könnte jetzt ewig damit weitermachen was ich alles vermisse....aber es ist fast alles.
Auch die Dinge die sich einfach geändert haben passen nicht auf eine Seite aber ich werde immer mal wieder etwas mit in meine kommenden Einträge reinschreiben.

Mein eigentlicher Grund für diesen Eintrag ist euch zu sagen dass ich zurück bin und in den nächsten Tagen meine fertigen Einträge hochladen werde und auch versuche Videos auf YouTube hochzuladen. Es wird in den nächsten Monaten außerdem ein paar Vorträge/ Aktionen geben bei denen ich etwas über meine Zeit erzähle und noch ein paar andere Dinge loswerden möchte.

Im Moment biete ich verschiedenen Schulen an Vorträge zu machen zu Kenia, interkulturellem Austausch, weltwaerts-Dienst etc. Falls jemand Interesse hat ( nicht nur Schulen) kann er sich gerne bei mir melden: ms5.smile@t-online.de

Soweit so gut.....nutzt doch den Tag heute noch um mal über euch nachzudenken wie ihr durch euer Verhalten Rassismus entgegenwirken könnt. Ich habe mir heute vorgenommen Leuten aus der "1. Welt " - wie auch ich es bin - etwas offener gegenüberzutreten und nicht jeden, der etwas für mich abwertendes über andere Kulturen sagt, sofort abzustempeln - jeder Mensch ist unterschiedlich und hat eine andere Geschichte. Ich möchte versuchen Menschen nicht vorschnell zu verurteilen und sie nur noch aus einem Blickwinkel zu betrachten - auch wenn das schwierig ist.  Aber es ist ein Anfang und einen Versuch wert.

Eure Mirjam Akinyi Singer

Ankunftsfauxpas: Wenn man mitten in der Nacht panisch aufwacht und seinen Freund fragt ob er sich schon mit Moskitospray eingesprüht hat.

Tägliche Routine und Angst vor Mücken hinterlässt halt doch Spuren :D

Sonntag, 12. Februar 2017

Rückkehr


So...nun melde ich mich mal wieder nach einer Pause. Leider wird dieser Post nicht der Schönste, aber manchmal gibt es eben auch Steine auf dem Weg.

Da ich die letzten Wochen eine sehr anstrengende und schwierige Zeit hatte , konnte und wollte ich nichts im Blog posten da ich auch nicht mit dem Kopf dabei gewesen wäre.

Wie ich ja schon Neujahr erzählt hatte, gab es seit einiger Zeit Probleme zwischen mir und meiner Gastfamilie. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, da viele Dinge meine persönlichen Probleme sind und einige ein falsches Bild über meine Familie schaffen könnten. Eines der Hauptprobleme jedoch ist, dass mein Gastvater auch unser Projektpartner ist - also derjenige mit dem wir über Probleme reden können wenn wir Schwierigkeiten in der Familie haben. Da er jedoch in erster Linie der Vater meiner Familie ist, gestaltete sich das als schwierig.  Zusätzlich sind meine Mitfreiwillige und ich auch sehr unterschiedlich, weshalb wir auch nicht viel über Probleme reden. Letztenendes fand ich in meiner Direktorin von der Wambi eine gute Zuhörerin und eine sehr gute Freundin - oder besser " Mama" wie ich sie inzwischen nenne.

Da viele der Probleme allerdings schon lange da sind - obwohl ich versucht habe sie zu lösen oder nicht auf sie zu achten- haben sie dazu geführt dass ich mich in meinem Zuhause immer unwohler gefühlt habe. Es ging soweit dass ich sehr oft bei Freunden, Kollegen oder meiner Direktorin übernachtet habe um etwas raus zu kommen. Oft blieb ich bis zum Schluss in der Schule nur um nicht zu früh nach Hause zu müssen - denn in der Schule fühl ich mich im Gegensatz dazu mehr als wohl. Sie ist mehr und mehr zu einem zuhause für mich geworden. Ich verstehe mich sehr gut mit meinen Kollegen - die inzwischen mehr Freunde als nur Kollegen sind. Auch die Schüler habe ich allesamt in mein Herz geschlossen und es macht mir rieesen Spaß sie zu unterrichten und Zeit mit ihnen zu verbringen.  Aber leider ist mein Leben hier nicht nur die Schule sondern auch das Leben in der Gastfamilie - und das hat leider immer schlechter für mich funktioniert.

Nachdem ich sehr lange versucht habe damit klar zu kommen und etwas zu verbessern - es sich aber nichts getan hat- hat es mich immer mehr mental und körperlich beeinflusst. Und da musste ich an einem bestimmten Punkt STOPP sagen.  Denn jeder Mensch hat seine eigenen Grenzen und man muss nichts durchmachen was einen nur immer mehr auslaugt - besonders nicht bei einem Freiwilligendienst. Diese Zeit und dieses Gefühl ist auch nicht nur eine Phase sondern dauerte schon sehr lange an.

Also kontaktierte ich meine Organisation um meine Möglichkeiten auszuloten. Mein eigentlicher Wunsch war nur ein Gastfamilienwechsel da ich mein Projekt nicht verlassen möchte -jetzt wo ich dort so gut angekommen bin und mich eingelebt habe.

Aus kulturellen Gründen war dies jedoch nicht möglich. Also stand mir jetzt ein Projektwechsel oder eine vorzeitige Rückkehr zur Auswahl.  Allerdings war ich von Anfang an von einem Projektwechsel nicht sonderlich begeistert. Das liegt nicht daran, dass es keine anderen schönen Projekte gibt  - nein es gibt sehr viele Projekte mit netten Leuten , wo man sicher eine gute Zeit hat. Allerdings ist schon ein halbes Jahr vergangen und man braucht immer etwas Zeit um wirklich in einem Projekt anzukommen. Wenn ich das dann wirklich geschafft hätte in einem anderen Projekt sitze ich schon wieder halb im Flieger nach Hause- man hat also nur beschränkt Möglichkeiten etwas durchzuziehen oder auch seine Ideen gut umzusetzen.

Trotz alledem habe ich mir natürlich ein anderes Projekt angeschaut. Ganz in der Nähe gibt es eine Schule für Waisen, die auch eine Krankenstation, Schneiderei und Bäckerei hat. Ein sehr schöner Ort mit vielen netten Leuten. Das Projekt wird zudem von einer Organisation aus Deutschland unterstützt und ist deshalb wirklich mehr als gut ausgestattet, sodass es den Kindern dort sehr gut geht. Trotzdem habe ich nicht gewechselt.  Denn meine Möglichkeiten zum unterrichten wären sehr sehr eingeschränkt gewesen und aus meiner Sicht ist das ein schönes Projekt für ein paar Monate, aber nicht für ein halbes Jahr - besonders jetzt wo ich schon mein eigentliches Projekt kennen und lieben gelernt habe.

Was jetzt hart klingt soll allerdings auch eine positive Seite haben.  Aufgrund der Umstände habe ich mich jetzt entschieden meine Zeit in Kenia früher zu beenden. Damit meine ich nur meine Zeit hier - NICHT meinen Freiwilligendienst.  Ich weiß jetzt wundern sich viele - wie kann ich gehen wenn ich doch sage ich liebe mein Projekt. Das ist wohl der Grund warum ich lieber bleiben möchte aber auch warum ich gehen möchte. Denn mein Projekt kann ich so oder so nicht behalten. Aber ich kann Zeit investieren, die meinem Projekt nützen kann.  Das meinte ich damit, dass ich meinen Freiwilligendienst nicht beenden möchte. Ich führe ihn nur woanders weiter. Denn der Freiwilligendienst als solches besteht nicht nur darin eine Zeit lang in einem Land und einer anderen Kultur zu leben, sondern auch dieses Erlebnis und seine Erfahrungen die man dadurch machen konnte auch in seinem Heimatland wiederum mit anderen Menschen zu teilen.  Wie mein Blog - dadurch erfahrt ihr etwas aus der Kultur der Luos und meinen Erlebnissen in Kenia. Jedoch sollte das nach der Rückkehr noch intensiver erfolgen. Durch Vorträge, Gespräche und auch der Integration der Erfahrungen aus dem Einsatzland in sein Leben ( und das Leben anderer) erfolgt der Kulturaustausch.

Und ich muss sagen- dieser Kulturaustausch ist mir mit der Zeit immer wichtiger geworden. Da seid ihr zu großen Teilen diejenigen die das bewirkt haben. Denn ihr habt angefangen meinen Blog zu lesen, euch dafür zu interessieren, Fragen zu stellen, mich zu motivieren und auch über viele Dinge nachzudenken. Diesen Austausch möchte ich nach meiner Rückkehr noch intensivieren und meine Zeit dazu verwenden euch noch mehr über meine Zeit hier erzählen. Ich möchte nicht nur meinen Blog weiterführen ( es gibt noch soooo viel zu erzählen), sondern auch durch Vorträge und Aktionen mehr von meinen Erfahrungen teilen. Das soll einerseits euch einen Einblick in eine andere Kultur geben was - meiner Meinung nach - in einer Zeit von Flüchtlingen, Trump und der Globalisierung mehr als wichtig ist, andererseits erhoffe ich mir so etwas für meine Schule zusammenzubekommen ( nicht nur Geld) um dort zumindest die nötigsten Dinge zu verbessern. Denn hier hätte ich das alleine nie geschafft- für manche Sachen braucht man eben etwas Unterstützung, da kann man tun und machen was man will. Aber da werdet ihr sicher nochmal von mir hören.

Allgemein gesagt: Ich habe mich nicht gegen ein Projekt und eine längere Zeit in Kenia entschieden , sondern für ein Projekt und seine Leute, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind.

Zudem habe ich die Einstellung Dinge entweder mit ganzer Kraft zu machen oder gar nicht - wenn es solche Arbeiten betrifft. Hätte ich mein Projekt gewechselt wäre ich zur einen Hälfte in meinem neuen Projekt gesteckt und hätte mit der anderen immer an mein altes Projekt gedacht und mich auch immer noch darum gekümmert. So stecke ich lieber meine komplette Kraft in ein Projekt und unterstütze es in einer anderen Art und Weise.

Wieso ich das nicht auch nach dem Jahr machen kann?

Natürlich kann ich das auch danach machen - allerdings möchte ich ein Studium beginnen. Das bedeutet ich muss mich auch darauf konzentrieren und kann die Art des Austausches, die ich gerne möchte nicht umsetzten. Was jedoch sicher ist: Ich werde mein Leben lang mit den Leuten hier und meiner Zeit hier verbunden sein und versuchen die Schule etwas zu unterstützen.  Sollte ich eines Tages das Geld und die Zeit aufbringen können zurückzukehren bin ich schneller im Flugzeug als ihr denkt.

Da das ganze jetzt sehr lang geworden ist komme ich langsam mal zum Schluss:

Ich weiß, dass manche von euch Gedanken haben werden, die an meiner Entscheidung zweifeln, an mir zweifeln und das ganze als Fehler ansehen. Euch kann ich nur klar sagen: Jeder erlebt Dimge anders und jeder muss etwas selbst erlebt haben um etwas gut zu beurteilen und auch seine Entscheidung zu treffen, was richtig und was falsch ist.

Am Schluss möchte ich meiner Familie und meinen Freunden für die mentale Unterstützung während meiner Zeit hier danken, meinen Sponsoren, die mich finanziell unterstützt haben, meiner Organisation Kolping für die tolle Möglichkeit und Zusammenarbeit und natürlich euch.  Ich hoffe ihr bleibt mir erhalten, denn wie schon gesagt....ich höre mit nichts auf -  es wird nur der Ort gewechselt.

Falls ihr Interesse an einem persönlichen Gespräch, Treffen etc. habt könnt ihr mich gerne kontaktieren. Auch wenn jemand Fragen zu meiner Entscheidung hat , kann er gerne auf mich zu kommen.

Jetzt bleibt mir hier noch genau eine Wochen, in der ich mich verabschieden muss. Und ja, ich werde sicher einige Tränen vergießen, denn es wird nie leicht sein, solche wunderbaren Menschen wie ich hier getroffen habe für eine lange Zeit zu verlassen.  Ob meine Kollegen mit denen ich immer meine Freistunden rumgebracht habe, meine "Mama" Pamela ( Direktorin), die immer ein offenes Ohr für mich hatte und natürlich meine neu gewonnenen Freundschaften - die mir hier ein Gefühl wie Zuhause gegeben haben. Achja... und nicht zu vergessen Sara ,Plautze ,Sofia ,Simon ,Marvin ,Raika , Anja, jana 
und alle anderen Freiwilligen mit denen ich so viele Dinge zusammen erleben konnte.  Hab euch lieb <3

Mit weinenden und lachendem Auge werde ich trotzalledem ab 20.Februar 2017 wieder auf deutschem Boden anzutreffen sein.

Eure Mirjam Akinyi ( was es sich eigentlich mit diesem akinyi auf sich hat werdet ihr zum beispiel noch erfahren...und noch viiiel mehr ) #dranbleiben

P.S.: Freue mich über jeden der mir treu bleibt! :)
 
 

Montag, 16. Januar 2017

Merry Christmas and happy new year - meine Feiertage

Endlich melde ich mich mal wieder...da meine Mama die letzten beiden Wochen zu Besuch war und unser Zeitplan vollgepackt war musste der Blog- mal wieder- pausieren. Dafür gibt's jetzt wieder umso mehr zu erzählen. Aber von vorne:

Viele haben mich schon an Weihnachten gefragt wie ich eigentlich meine Feiertage in Kenia verbringe. Naja...ehrlich gesagt....so ohne Schnee und Kälte kommt bei 30 Grad nicht so wirklich Weihnachtsstimmung auf. Ich beginne mal mit der Woche vor Weihnachten. In der Zeit war ich bei den Leuten in Nyang'oma zu Besuch und wir haben fleißig Plätzchen gebacken. Linzer, Schokokipferl, Butterplätzchen, Zimtsterne und Schokocrossis. Das war zwar eine sehr teure Angelegenheit aber dadurch kam zumindest etwas weihnachtliche Stimmung auf. Am 23. Dezember wollte ich dann eigentlich das Weihnachtspaket meiner Eltern abholen allerdings dachten sich die kenianischen Postbeamten sie machen vor Weihnachten einfach mal 24 Stunden früher dicht als offiziell auf dem Plan stand. Naja und dann war da auch schon der 24. Dezember. Während ich auf meinem Handy von vielen von euch schon frohe Weihnachten gewünscht bekommen habe, Fotos vom Christbaum sowie Geschenken und leckerem Essen war der 24. bei uns ein stinknormaler Tag.
Nur am Abend nach dem Essen begannen wir mit den Vorbereitungen für den 25. Dezember - der Tag an dem hier Weihnachten gefeiert wird. Nachdem ein riesen Eimer mit Mandazis gefüllt war gings ins Bett da am nächsten Tag ( 25.12) um 7.00 Uhr morgens die Kirche startete. Der Gottesdienst war nicht viel anders als sonst. Nur am Ende mussten meine Mitfreiwillige und ich nach vorne um allen Frohe Weihnachten zu wünschen ( auf deutsch und englisch) und nach der Kirche wünschte man sich gegenseitig 'Merry Christmas'.

Nach der Kirche gings dann wieder auf den Compound wo es Mandazi mit Tee zum Frühstück gab. Aufgrund des vielen Essens und auch dem Fakt dass ich am Morgen etwas früh aus dem Bett musste legte ich erstmal ein kleines Schläfchen ein. Kaum war ich wieder wach gab es auch schon Mittagessen - Chapati mit Tee.
Den restlichen Nachmittag verbrachte jeder mit Nichts tun. Auch mit Versuch jemanden zum spielen zu finden scheiterte. Am Abend kamen dann alle zum großen Essen zusammen.

Es gab Pilau ( Reis mit Fleisch und Gewürzen), sowie Reis mit einer Bohnenpaste. Und das Highlight: Jeder bekam eine Soda ( Limo).
Da saßen wir dann vollgegessen, jeder halb am schlafen unter unserem "Weihnachtsbaum" aus Luftballons und gebastelten Anhängern. Auch wenn nicht die typische Weihnachtsstimmung aufkam war es doch schön, da alle zusammen saßen und man irgendwie doch gemerkt hat, dass es ein besonderer Tag war.

Den 26. verbrachte jeder wieder mal mit nichts tun und rumhängen. Am 27. wollte ich dann eigentlich mein Paket abholen´.....allerdings hatte der Präsident am 26. spontan beschlossen, dass der 27. auch ein Feiertag sei sodass die komplette Poststelle geschlossen war.
Naja....willkommen in Kenia.

Meine Tage vor Silvester verbrachte ich dann hauptsächlich mit anderen Freiwilligen, Besorgungen und putzen - meine Mama war ja im Anmarsch ;) :P
Am 31. war ich dann in Kisumu und ich habe mit Sara und Paulina - zwei weiteren weltwaerts Freiwilligen - ins neue Jahr

gefeiert.
Tja und nach einem Neujahrsbrunch kam dann am 2.1 auch schon meine Mama in Kisumu am Flughafen an.

Jetzt habt ihr sie aber seit heute morgen wieder in Deutschland - auch wenn einige der Leute hier sie lieber in Kenia behalten wollten. ;)

Soweit von mir mal wieder - bis die Tage,
eure Mirjam