Mittwoch, 19. Juli 2017

Die Rolle der Frau - Beziehung Mann / Frau

Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist etwas sehr schwieriges für mich. Wie immer gilt zuersteinmal das, was ich hier schreibe nicht für alle Ehen sondern nur für die, die ich dort erlebt habe. Insgesamt kann man jedoch sagen dass die Stellung der Frau in Kenia nicht der Frau in Deutschland entspricht. Männer dominieren sowohl in der Politik, der Wirtschaft als auch in der Familie. In meiner Gastfamilie beispielsweise war das, was mein Gastvater gesagt hat beschlossene Sache. Er hat das Geld verdient und über das Geld bestimmt. Er hatte das letzte Wort in Sachen Bildung für die Kinder und auch darüber wie die Zukunft von ihnen aussehen wird. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam stand schon Tee und Essen für Ihn bereit und wir Kinder oder seine Ehefrau hat Ihm seinen Tee gebracht. Oft war Besuch von Ihm mit da welcher auch versorgt werden musste. Wieso er nicht einfach in die Küche geht und sich selbst etwas holt?
Da würde er große Probleme mit meiner Gastmutter bekommen. Denn die Küche und der Haushalt ist das Revier der Frau und wehe der Mann mischt sich ein. Wenn er z.B. meiner Gastmutter sagen würde wie sie zu kochen hat oder allein die Küche zu oft betritt kann meine Gastmutter Ihn verlassen. Denn auch wennn es für uns in Deutschland absurd erscheint und sich wohl viele Frauen freuen würden wenn der Mann etwas mehr im Haushalt machen würde ist das in einer Luo Familie etwas anders. Aber wie überall gibt es auch Ausnahmen. Die Ehe meiner Direktorin zum Beispiel war der Ehe in unseren Vorstellungen schon viel ähnlicher. Ihr Ehemann war der erste Mann den ich in Kenia gesehen habe der seine Hemden eigens gebügelt hat. :D

Leider hat diese Art der Ehe aber besonders für die Frau viele Nachteile. Sie kann nicht einfach Ihren Mann verlassen und ist auf Ihn angewiesen. Der Mann kann sogar der Frau die Kinder wegnehmen sollte sie ihn betrügen oder einfach so verlassen. Viele Frauen haben auch sehr sehr jung geheiratet ( wurden verheiratet ) und dadurch nichtmal eine weiterführende Schule besucht. Auch wenn sich das heutzutage zum Glück etwas wandelt und auch auf die Bildung von Mädchen wertgelegt wird kommt es auch heute noch vor, dass junge Mädchen nach der 8. Klasse heiraten müssen. So kommen sie nämlich von Ihrer Familie weg, ihr Vater muss eine Person weniger versorgen und der neue Mann an Ihrer seite ist für sie verantwortlich.

Oft bleibt den Mädchen auch kein anderer Ausweg wenn sie zum Beispiel schwanger werden und noch unverheiratet sind. Da sie mit einem unehelichen Kind es sehr schwer haben wird einen Mann zu finden werden sie oft an den " nächst besten" verheiratet. Auch wenn solche Situationen meist nur auf dem Land zu finden sind ist dies etwas, das meiner Meinung nach keine Frau erleben sollte. Auch die Aussage, dass wenn Frauen vergewaltigt werden und schwanger werdem - es ihre Schuld sei, hat mich sehr wütend gemacht.

Für mich war das auch in meiner Gastfamilie oft schwer zu ertragen wie mein Gastvater meine Gastmutter selbstvertsändlich rumkommandiert hat oder sogar die jüngeren Männer oder meine Brüder meiner Gastschwester wie selbstverständlich dabei zugeschaut haben wie sie das Geschirr abräumt und für sie abspült. Auch wenn der Mann natürlich andere Aufgaben hat ist die Art wie sie sich über die Frau stellen etwas, das meiner Meinung nach nicht in Ordnung ist.

Allein die Tatsache, dass die Männer mehrere Frauen haben dürfen und Frauen das einfach aktzeptieren müssen wenn ihr Mann eine andere noch dazu heiratet beschreibt für mich keine gute Ehe. Allerdings hat mich die Tatsache, dass viele der Frauen diese Art der Behandlung ok oder sogar gut finden noch mehr erschrocken. Sie lassen sich benutzen und werden oft nicht wertgeschätzt....aber sie die Chance aus einer solchen Ehe rauszukommen und als Frau alleine zu leben ist sehr gering.

An meiner Gastmutter konnte ich sehen wie sie manchmal unter der ganzen Arbeit und der Art wie ihr Mann sie manchmal behandelt hat gelitten hat. Auch wenn ich in diesem Blogeintrag sehr hart mit den Männern und der Kultur der Luos umgehe ist es etwas, dass mich bis heute beschäftigt.

Aber auch ich musste lernen damit umzugehen und auch einiges über mich ergehen zu lassen. In der Schule waren die männlichen Lehrer nicht in der Lage sich ihr essen selbst zu nehmen wenn eine Frau anwesend war. Sie wären lieber mittags verhungert als freiwillig das Essen zu verteilen. Auch wenn ich manche Sachen nicht gemacht habe musste ich mich doch ein Stück weit anpassen. Tee einschenken, meinem Gastvater sein Essen bringen und und und. Allerdings hatte ich den Vorteil, dass ich in der Schule eine Lehrkraft war und weiße Hautafarbe hatte. Dadurch war es mir möglich, "Nein" zu sagen und sogar die Rolle der Frau in Kenia in Frage zu stellen. Diese Diskussion haben mir geholfen zu verstehen wieso es so ist wie es ist und den Lehrern hat es aufgezeigt, dass in Deutschland vorwiegend andere Strukuren herschen. ( Etwas, weshalb manche meinten, sie würden es sich überlegen nach Deutschland zu gehen) Desweiteren haben sie mich etwas ernster genommen und nicht ständig ( allerdings immernoch oft genug) versucht mich als Frau anzuwerben oder mich zu überreden mir einen Kenianer als Mann zu angeln.

Leider habe ich aber auch durch die Schule oft mitbekommen, wie schon die Mädchen und jungen Frauen unter diesen Verhältnissen gelitten haben. Ein besonders heikles Thema war die Periode. Alle Frauen, die das hier jetzt lesen: Stellt euch vor ihr habt eure Tage und besitzt keine Tampons, Binden oder Klopapier und seid nur im Besitz von einer Unterhose. Zudem sitzt man den ganzen Tag in der Schule und kann sich nicht mal schnell waschen. Wie auch oft noch in Deutschland ist die monatliche Periode ein Thema über das man nicht sehr häufig offen redet. Ich mein , das Männer da nicht drüber reden ok, aber selbst manche Frauen zieren sich da noch häufig. Genau das  sollten sie aber nicht. Denn mit wem soll ein 14-Jähriges Mädchen darüber reden wenn nicht mit seiner Mutter. Doch manchmal können selbst diese in Kenia nicht weiterhelfen und mal ganz ehrlich - ich würde in Kenia auch nicht zu meinem Gastvater gehen und ihm von meinen monatlichen Problemen erzählen.
In meiner Zeit an der Schule waren Mädchen der oberen Jahrgänge deshalb oft nicht in der Schule oder haben sich Jacken um den unteren Teil der Schuluniform gebunden. Normal benutzt man in Kenia oft einfach Tücher oder eine Art Schwämme weil Binden und vorallem Tampons sehr teuer sind. Wir Freiwilligen haben unseren Tamponvorrat aus Deutschland mitgenommen weil wir wussten wie schwer preiswerte Tampons in Kenia zu bekommen waren. Dabei sind Tampons ein echter Luxus im Vergleich dazu was Frauen in Kenia benuten um ihre Periode zu überstehen. Doch das Hauptproblem bleibt die Tatsache das es ein Thema ist, über das man(n) nicht redet und so macht man das Thema zu einem Problem für die Frau.

( Ich weiß, dass dieser Eintrag einige Äußerungen über das männliche Geschlecht enthält , die nicht gerade postiv sind. Ich möchte nur klarstellen, dass ich damit niemanden beleidigen oder den Männern bestimmte Absichten unterstellen möchte sondern nur etwas schärfer aufzeigen möchte wie dominant Männer in Kenia meist sind und wie es sich auch aus der Sicht einer Frau anfühlt wenn man wegen seines Geschlechts anders behandelt wird.)

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte:

Meine Mitfreiwillige hat einer Kollegin mal Tampons von sich zum ausprobieren gegeben und sie war begeistert, weil das eine so angenehme einfachere Methode ist. Ich hoffe Sie bekommt noch mehr, denn so wäre einer Frau schoneinmal geholfen.

Auch wenn das jetzt ein langer Eintrag war mit vielen Abzweigungen - die Rolle der Frau ist damit längst noch nicht gänzlich beschrieben und ich hoffe dass in den nächsten Jahren auch in Kenia sich mehr Frauen stark machen .

Bis dahin - freu mich über eure Meinungen - Mirjam