Sonntag, 2. April 2017

Soo meine Lieben, ich bin gerade dabei Unterrichte vorzubereiten, da ich in den nächsten 2 Tagen 3 Stunden an der Schule unterrichte , an der meine Cousine Madlen als Referendarin arbeitet.
Mit meinen YouTube Videos bin ich auch schon ein ganzes Stück weiter und ich hoffe das es in Kürze alles mal zum anschauen gibt.

Während der Vorbereitung ist mir das erste Mal aufgefallen, dass Dinge, die aus Kenia für mich ganz normal sind und alltäglich erscheinen, für die Schüler hier ja doch interessant sein könnten. Klingt absurd - aber das war mir davor nicht so ganz klar. Also erzähle ich wohl etwas über meinen Alltag und versuche durch viele Bilder und Videos so auch den Schülern einen Einblick in meine Zeit in Kenia liefern zu können.
Jetzt aber zu meinem Eintrag, in dem ich euch etwas über die Beziehungen und auch Verhältnisse in (m)einer kenianischen Luo- Familie berichten möchte.

Fangen wir mal an mit der Eltern- Kind Beziehung.
In den meisten Familien sind die Mütter für die Kindererziehung zuständig. Das bedeutet, dass Kinder besonders am Anfang eine enge Bindung an die Mutter haben und da der Vater oft auch viel arbeitet, ihn nicht so viel zu Gesicht bekommen. Insgesamt ist der Vater ja derjenige, der die Familie versorgen muss während die Frau sich vor allem um den Haushalt kümmert. Frauen die arbeiten haben dafür eine Haushaltshilfe. Mir ist auch aufgefallen, dass sich zwar Väter um die Bildung ihrer Kinder im finanziellen Sinne kümmern, allerdings oft eine nicht so enge Bindung zu ihren Kindern besitzen.
Das liegt auch an der Tatsache, dass manche Väter sehr viele Kinder haben -von unterschiedlichen Ehefrauen. Ja, ihr habt schon richtig gehört. Im Volk der Luo ist es nicht unüblich 2-3 Frauen zu besitzen - insgesamt sind 10 Frauen gestattet, sobald man alle gleichwertig versorgen kann. Manchmal leben die Frauen auf dem gleichen Compound mit jeweils eigenen Hütten, manchmal aber auch an verschiedenen Orten. Da der Man aber das Geld für die Familie aufbringen muss hat er logischerweise nicht so viel Zeit, die er mit seiner Familie verbringen kann.

Jetzt muss man aber auch zwischen Mädchen und Jungen unterscheiden. Während die Mädchen im Alter vorallem lernen zu kochen und einen Haushalt zu führen, müssen Jungs zwar auch kochen lernen, aber sind dann vorallem mit den Tieren oder härteren Arbeiten wie Holz hacken beschäftigt. Das ist bei uns ja auch noch oft so, dass vorallem Männer die körperlich schweren Arbeiten erledigen, was auch etwas mit dem männlichen Körperbau um Allgemeinen zusammenhängt. ( Was nicht bedeutet, dass Frauen so etwas nicht hinbekommen!!!!!#frauenpower ).

Während viele Frauen so lange in der Familie bleiben, bis sie verheiratet sind, können Männer entweder schon früher ausziehen wenn es der Beruf erfordert oder sie bekommen ihr eigenes kleines Haus auf dem Compound der Familie. So ist es zumindest in den traditionellen Luo Familien der Fall. Sollte die Frau allerdings die Chance auf ein Studium/ andere Ausbildungen haben kann auch sie zuhause ausziehen - allerdings nicht ohne die Erlaubnis des Vaters. Ohne die, geht nämlich im Allgemeinen nicht viel. Während die Mutter entscheidet was die Kinder anziehen und wie sie ihre Haare tragen , entscheidet der Vater - den ganzen Rest ( Geld, Schule, etc).

Wie ich ja schon in der Lehrer- Schüler - Beziehung geschrieben habe, ist auch zuhause die übliche Bestrafungsform Züchtigung oder auch Essensverweigerung - von Seiten der Eltern versteht sich.
Während ich Hausarrest bekommen habe wenn ich mal nicht zugehört habe oder mit dem Schädel durch die Wand musste, bekommen in manchen Familien in Kenia die Kinder nichts mehr zu essen oder werden gezüchtigt.

Was jedoch trotz dieser Bestrafungsmethoden in Kenia an Familie so schön ist, ist die Tatsache, dass die Familie über alles geht. Sie ist mit das Wichtigste und wenn man einen Kenianer fragt, wo sein Zuhause ist, wird man meist erst seinen Geburtsort erfahren und danach seinen aktuellen Wohnort.
Egal wie alt man ist, wenn deine Eltern dir etwas sagen musst du gehorchen und auch wenn alt sind/ finanzielle Unterstützung brauchen ist es als Kenianer deine "Pflicht" ihnen zu helfen. Oft arbeiten nämlich die Eltern ein Leben lang nur um ihren Kindern Schule und evtl. Studium zu finanzieren und sind dann auf die Hilfe angewiesen.

Auch wenn man sich seine Familie nicht aussuchen kann, man kann sie nicht verleugnen und manchmal vergessen wir viel zu oft wie wertvoll unsere Familie doch für uns sein kann.
Hab euch lieb, Mama, Papa, Lukas und Oma.

Einen schönen Sonntagabend euch und einen guten Start in die Woche,
eure Mirjam